2. Juni 2015: An wann ist man Schriftstellerin?

 

Wie immer erstelle ich am Monatsanfang eine Planung für die kommenden viereinhalb Wochen, schreibe auf, was ich erreichen will und was ich dazu tun kann, damit es auch gelingt. Dabei fällt mir auf, dass ich dieses Mal die beiden Rubriken „Schreiberei“ und „Beruf“ zusammengefasst habe. Das ging irgendwie ganz automatisch. Beides wird jetzt unter der Überschrift „Beruf“ abgearbeitet. Plötzlich ist das so und fühlt sich richtig an.

 

Hm, ist mein Beruf jetzt Schriftstellerin?

 

Seit ein paar Wochen verdiene ich von Zeit zu Zeit ein bisschen Geld damit, dass ich Artikel für ein Magazin schreibe. Die meiste Zeit des Tages schreibe ich jedoch Romane. Damit verdiene ich allerdings kein Geld.

 

Was bin ich jetzt eigentlich, also beruflich gesehen?

 

Wenn ich so darüber nachdenke, dann fällt mir auf, dass es mir mittlerweile viel leichter fällt als noch vor ein paar Monaten, jemandem zu erzählen, dass ich Bücher schreibe, ohne mich dabei furchtbar albern zu fühlen. Schließlich … ja, wie hört sich das denn an? „Sie schreibt Bücher!“ Ist das nicht gleichbedeutend mit: „Jetzt ist sie komplett durchgedreht! Das musste ja irgendwann so kommen! Habt ihr ihren irren Blick gesehen? Vermutlich glaubt sie demnächst auch, sie könne fliegen!“

 

Vielleicht täusche ich mich, aber ich meine tatsächlich manches Mal einen teils verstehenden, teils mitleidigen Blick aufgefangen zu haben, wenn ich wagte zu erzählen, was ich tue. Hinzu kommt, dass mir immer wieder ungefragt Ratschläge dazu erteilt werden, wo es nicht überall offene Stellen gibt und welche davon unheimlich gut zu mir passen würden. Daran habe ich mich fast schon gewöhnt!

 

Ob sich das irgendwann gibt? Vielleicht dann, wenn es mir überhaupt nicht mehr schwer fällt zu sagen: „Ich bin Schriftstellerin“?

 

Obwohl … bin ich das eigentlich, eine Schriftstellerin? Oder ist man das erst, wenn man auch ein Buch veröffentlicht hat?

 

Ich denke darüber nach.

 

Das könnte für mein Selbstverständnis als Autorin echt hilfreich sein, wenn ich schon mal ein Buch veröffentlicht hätte und am besten damit auch noch Geld verdiente! Da ich aber keinen Verlag herzaubern kann, … tja, dann muss ich eben meine Bücher selber veröffentlichen! Das habe ich doch sowieso vor mit meinem zweiten Manuskript!

 

Aber bin ich als Selbstverleger auch gleich eine richtige Schriftstellerin?

 

Na ja …

 

…also zumindest bin ich zurzeit mehr Schriftstellerin als irgendetwas anderes! Vielleicht ist das ein Anfang?

 


Macht ein offizielles Formular aus mir eine Schriftstellerin?