1. Juni 2015: Die Agenturen und ich


Nun ist er fast fertig, mein dritter Roman. Und weil bei der Masse an Manuskriptvorstellungen, die täglich durch die Republik reisen, schnell ein paar Wochen oder sogar Monate ins Land gehen, bis ein Roman fertig geprüft ist, ist es höchste Zeit, Leseproben und Exposés zu verschicken. Bis ich eine Antwort darauf erhalte, werde ich vermutlich mehr als genug Zeit haben, das Manuskript fertigzustellen – so lautet der Plan, um meine Abläufe zeitlich zu optimieren.

 

Allerdings beschließe ich, meine Strategie grundsätzlich zu ändern. Da meine bisherigen Bemühungen bei der Suche nach einem Verlag nicht ganz so erfolgreich waren, wie ich mir das gewünscht hatte, werde ich meinen dritten Roman erst einmal Agenturen präsentieren. Ich habe gelesen, dass man das heute so macht und überhaupt vermute ich, dass Agenten weit geschickter bei der Verlagsakquise sind als ich.

 

Ich schaue mir also die Webauftritte einiger seriöser Unternehmen an und überlege, wer zu mir und vor allem zu „Ein Ort in Italien“ passen könnte. Dabei fällt mir eine Agentur ins Auge, für die mein Roman wie gemacht zu sein scheint, jedenfalls finde ich das! Allerdings hätte man es dort gerne – so steht es im Netz – wenn die potenziellen Klienten – in diesem Fall also ich – vor der Einsendung telefonisch Kontakt aufnähmen.

 

So richtig habe ich nicht verstanden, warum ich vorher dort anrufen soll. Das macht mich nervös. Außerdem habe ich noch nie mit einer Agentur telefoniert. Nee, Quatsch – ich habe schon tausende Male mit Agenturen telefoniert, das gehörte früher schließlich zu meinem Job! Aber eben nicht mit einer Literaturagentur! Deshalb denke ich, dass es eine gute Idee ist, mir vorher genau zu überlegen, was ich sagen will und zu hoffen, dass ich nicht plötzlich anfange, Blödsinn zu reden, weil ich aufgeregt bin, da ich vorher noch nie mit so ein Agentur … aber das sagte ich bereits. Leider habe ich jedoch immer noch keine Ahnung, was so ein Agent von mir wissen wollen würde beziehungsweise wonach er oder sie mich fragen könnte. Das steigert die Spannung ins Unermessliche.

 

Au Backe! Das ist nervenzerfetzend!

 

Dann wage ich es einfach. Irgendetwas werde ich schon herausbringen, denke ich, zumindest eine Begrüßung und meinen Namen müsste ich hinkriegen. Zu allem entschlossen greife ich zum Hörer, und tatsächlich: Es tutet, jemand nimmt ab, ich sage, was ich will, und das sogar unfallfrei. Unglaublich! Die Wette hätte ich verloren!

 

Das Gespräch ist sogar richtig nett. Die Dame am anderen Ende der Leitung stellt mir ein paar Fragen zu dem, was ich einreichen will und erstaunlicherweise hört sie sich am Ende des Telefonats nicht so an, als würde sie denken: „Oh je, es ist halb zehn in Deutschland und das ist heute schon die siebte Neuautorin, die meint, sie könne schreiben. Womit habe ich das verdient und warum habe ich nichts Vernünftiges gelernt?“

 

Dieser Umstand lässt mich nahezu euphorisch werden! Wenn das sooo gut anfängt, ja dann ... dann klappt sicher auch der Rest. Irgendwie!

 

Nachdem ich die Unterlagen zu „Ein Ort in Italien“ noch ein halbes Dutzend Mal überprüft und dann hoffnungsvoll versendet habe, überlege ich, ob es ein Fehler war, meinen zweiten Roman gleich an Verlage zu schicken und nicht erst an Agenturen. Habe ich damit eine Chance vertan?

 

Ich werde es wohl nie erfahren. Aber das ist auch nicht so schlimm, weil ich ja nun „Ein Ort in Italien“ habe, und der Roman hat bestimmt gute Chancen, auf Interesse zu stoßen. Irgendwie bin ich davon überzeugt! Und mein zweiter Roman – nun, den kann ich ja immer noch selbst verlegen!

 


Mein erster Anruf bei einer echten!!! Literaturagentur. Das ist so aufregend!